Der Weg nach Berlin


Nach dem Durchbruch an der Oder (Seelower Höhen) fluteten die restlichen Wehrmachtsverbände in die Hauptstadt Berlin zurück. Dort wurden sie gesammelt, neu geordnet und sollten die anrückende Rote Armee in einen verlustreichen Häuserkampf wie Jahre zuvor die Wehrmacht in Stalingrad zwingen. Die Kampfkraft dieser Verbände entsprach nicht ihren offiziellen Bezeichnungen. Eine Division, eine Brigade auf der Landkarte des Führerbunkers musste nicht eine voll kampffähige, einsatzbereite Einheit mehr sein. Auch eine ausgeblutete Division mit nur einem Bruchteil von einsatzbereiten Soldaten wurde in der Lagebesprechung als voll kampffähige Division geführt. In Wirklichkeit waren dies Geisterdivisionen gewesen mit stark verminderten Personal und Ausrüstung. Die Rote Armee kannte derartige Geisterdivisionen, Gespensterarmeen nicht. Ihre militärischen Einheiten entsprachen auch ihren Bezeichnungen. Dort hatte eine Division keine Kompaniestärke.


In den letzten Kriegswochen gab es zwei Armeen, auf die Adolf Hitler und seine Entourage im Bunker ihre ganze völlig irrationale, hysterisierte Hoffnung setzten. Das eine war die 9. Armee unter Busse, die aus den Resten der Oder-Armee bestand. Die andere Hoffnung war die 12. Armee unter Wenck (Armee-Wenck), die sich aus den gesammelten Trümmern der deutschen Ostfront zusammensetzte und ungefähr mit der 9. Armee zusammen etwa 80.000 Mann umfasste. Diese beiden Armeen sollte Berlin im letzten Aprilmonat des Krieges den lang ersehnten Entsatz bringen und den Kessel um Berlin sprengen. Vor Berlin sollte der Russe seine größte Niederlage erleben. Dazu waren weder Busse noch Wenck mit ihren Soldaten überhaupt in der Lage. Sie interessierten sich auch für die Befehle aus dem Führerbunker nicht mehr. Beide Großverbände wurden von der Roten Armee unter Marschall Konew eingekesselt, abgedrängt (wandernder Kessel) und bei Halbe gestellt und völlig aufgerieben. Schlachtflugzeuge der Roten Armee zerschlugen die Panzerkolonnen, die wegen des sandigen Untergrundes in der Mark, so oder so stehen gelassen werden mussten. Die Überlebenden versuchten sich nach Westen in amerikanische Gefangenschaft durchzuschlagen. Ein Entsatzangriff fand somit nie statt. Was stattfand, war ein wandernder Kessel, der bei Halbe zerdrückt wurde. Nach Bekanntwerden des gescheiterteten Entsatzes beschloss Adolf Hitler sich zum Freitod.