Stalingrad


Nach den Erfolgen im Frühjahr 1942 und dem daraus resultierenden Vormarsch, setzte sich die Führung der Wehrmacht wieder weitreichende Ziele in Südrussland. Das Ergebnis war eine Aufteilung der vorstoßenden Armeen in zwei Angriffsbewegungen. Die eine zielte auf den Kaukasus, wo man die Ölfelder von Baku und Maikop erobern wollte. Stalingrad, der Handelsplatz an der Wolga, war die andere Stoßrichtung. Schon alleine die Umgruppierung der Verbände, einer Rochade vergleichbar, sorgte für erhebliche Zeitverluste. Die sechste Armee unter Paulus sollte Stalingrad erobern, flankiert von italienischen und rumänischen Verbänden, die aber nur ungenügend ausgerüstet waren, da es an schweren Waffen mangelte. Adolf Hitler, der Oberkommandierende, verlor einfach die Geduld. Seine Armeen marschierten im Sommer 1942 durch die südrussische Steppe, ohne aber den Gegner entscheidend schlagen zu können, darum entschied er sich entgegen dem Rat seines Stabes, die Angriffsspitzen aufzuteilen. Das Ergebnis dieser Aufsplitterung war zunächst ein gigantischer Raum an den Wandkarten der Wehrmacht. Beeindruckt, ja bestätigt von diesem Raumgewinn, drängte Hitler seine beiden Angriffsspitzen zum endgültigen Erfolg, den Sieg im Kaukasus und den Fall Stalingrads. Aber schon zu diesem Zeitpunkt gab es im Führerhauptquartier erhebliche Meinungsverschiedenheiten über gerade dieses Vorgehen. Man zersplitterte seine Kräfte, weil man den Gegner im Sommer 1942 nicht stellen und besiegen konnte. Immer weiter wich die Rote Armee in die hinter ihr liegenden Räume aus. Immer weiter verlor die Wehrmacht Zeit. Im Herbst 1942 schien es dann soweit zu sein. Der Gegner stellte sich zum Kampf in Stalingrad. Im Oktober erwartete die ganze Welt stündlich den Fall Stalingrads. Aber Stalingrad fiel nicht. Die Rückzugsbewegungen der Roten Armee, das Ausweichen in schier unbegrenzte Räume, geschah aus strategischer Kalkulation heraus und nicht aus Schwäche. Schon im Sommer marschierten neue Verbände an diesen Frontabschnitt, um die Stadt zu halten und um die entscheidende Offensive, eine Einkesselung der vor Stalingrad stehenden deutschen Verbände, zu ermöglichen. Der Gegner wurde in die Stadt hineingezogen, wo er seine Stärke im Häuserkampf nicht entfalten konnte. Er konnte sich in diesem "Rattenkampf" nur abnutzen, was aber noch schlimmer war, der Winter nahte und mit ihm kamen wie vor Moskau Temperaturen von minus 15 und minus 25 Grad zurück. Mit einem mühelosen Durchbrechen des rumänischen und italienischen Frontabschnittes in den Flanken der 6. Armee wandte die Rote Armee dann jene Taktik an, die sie von der Wehrmacht zuvor in all den Kesselschlachten 1941 auf dem Weg nach Moskau schmerzhaft erlernt hatte.