Viele auf dem falschen Fuß erwischt hat am gestrigen Tag die EZB, die überraschend den Leitzins von 0,15 % auf nur noch 0,05 % gesenkt hat. Der Spitzenrefinanzierungssatz wurde zeitgleich von 0,40 % auf 0,30 % und der Einlagesatz tiefer in den negativen Bereich von -0,10 % auf -0,20 % reduziert. Die Währungshüter reagieren damit auf die überraschend schwachen Wachstumszahlen im 2. Quartal sowie auf die rückläufigen Inflationserwartungen. Weitere Zinssenkungen wird es laut EZB nicht geben. So sprach EZB-Präsident Mario Draghi im Verlauf der Pressekonferenz an, dass man auf Seiten der Leitzinsen am Ende der technischen Möglichkeiten angelangt ist. Banken sollen also keinesfalls auf weitere Zinssenkungen spekulieren und deshalb nicht bei der Teilnahme an den neuen langfristigen Refinanzierungsgeschäften zögern. Dass die Märkte verstehen, dass das Ende der Fahnenstange bei den Zinsen erreicht wurde, ist für die EZB maßgeblich für den Erfolg der Tender. Die Zutei- lung des ersten TLTRO der EZB steht am 18. September an. Doch damit war der Rundumschlag der europäischen Währungshüter noch nicht beendet. Zusätzlich wird die EZB ab Oktober ABS-Papiere, inkl.Immobilienpapieren (RMBS), und Covered Bonds aufkaufen. Details werden erst im Oktober bekanntgegeben. Die Maßnahmen sollen ebenfalls die Wirkung der TLTROs stärken, so dass das Komplettpaket der Maßnahmen insgesamt darauf abzielt, die Kreditversorgung in der Eurozone zu verbessern. Das genaue Ausmaß der Auswirkungen auf die EZB-Bilanz lässt sich gemäß Mario Draghi noch nicht abschätzen, laut Aussage des Notenbankpräsidenten könnte aber einen ähnlicher Effekt auf die Bilanz erzielt werden wie mit den Maßnahmen im Jahr 2012 . Damals blähte sich die Bilanz um rund 1 Bill. EUR auf. Auch über den Ankauf von Staatsanleihen (QE) wurde diskutiert. Die EZB sieht im bestehen- den Regelwerk den EU Raum für eine entsprechende wachstumsfördernde Maßnahme. Solange die mittelfristigen Inflationsprognosen aber nicht weiter gesenkt werden, dürfte ein entsprechendes Kaufprogramm noch nicht unmittelbar eingesetzt werden. Man erwartet, dass das Anfang 2015 der Fall sein wird. Per Saldo haben die Währungshüter aber den Weg für eine nachhaltige Euro-Abwertung geschaffen.