Während im Westen mit der Landung der Allierten in Nordafrika an der Peripeherie eine zweite Front eröffnet wurde, war im Osten eine Materialschlacht im Gange, die die Wehrmacht nur verlieren konnte. Das Dritte Reich bekam so durch die Entscheidung, eine zweite Front an der Peripherie zu errichten und nicht direkt in Nordfrankreich, eine wichtige Atempause und konnte trotz der steigenden materiellen Übermacht der Roten Armee mit den Offensiven auf Stalingrad 1942 und dem Unternehmen Zitadelle ein Jahr später noch einmal die militärische Initiative übernehmen. Der immer weiter ansteigenden materiellen Überlegenheit der Roten Armee in allen Bereichen tat all dies jedoch in den Jahren 1943/44/45 kein Abbruch.
Seit dem Amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 werden moderne Kriege nicht mehr allein durch den besser kämpfenden Soldaten oder durch überlegene Feldherrenkunst entschieden, sondern als neuer Faktor mit zunehmender Mechanisierung des Krieges durch die bloße militärische Industrieproduktion der jeweiligen Kontrahenten. Eine überlegene Rüstungsproduktion, welche von überlegener Organisation und Arbeitskraft sowie dem Zugriff auf mehr materielle Ressourcen (Rohstoffe, Menschen als Arbeitskräfte und Soldaten) im weitesten Sinne abhängt, wird zunehmend kriegsentscheidender als die bloßen Führungsfähigkeiten der Offiziere und der Mut ihrer Soldaten. Wer den längeren Atem hat, der gewinnt auch den Krieg. Wer über die größere Bevölkerungszahl, uber die meisten Rohstoffe und die größere Industrieproduktion verfügt gewinnt einen modernen Krieg im 20. Jahrunhdert über die Abnutzung von Material und Mensch.
Wenn man im Zweiten Weltkrieg von Materialüberlegenheit spricht, dann meint dies fast immer die materielle Überlegenheit der USA gegenüber der Rüstungsproduktion des Dritten Reiches. Die USA produzierten während des Zweiten Weltkrieges ca. 260.000 Panzer für den pazifischen als auch europäischen Kriegsschauplatz zusammen. Pro Jahr nach Kriegseintritt wurde die Panzerproduktion auf 24.000 und die Anzahl der Flugzeuge auf 48.000 Stück gesteigert. Die Stärke wurde zuerst auf 7 Millionen erhöht und später auf sogar 11 Millionen Mann. Die RAF konnte ihre Luftüberlegenheit auch damit begründen, weil sie leistungsfähigere Motoren herstellen konnte. Das Britische Empire ermöglichte die Belieferung der britischen Rüstungsindustrie mit hochwertigen Rohstoffen, die dem Dritten Reich nicht oder in eingeschränkter Form zur Verfügung standen.
Strategische Rohstoffe sind noch vor Technologie entscheidend für die Qualität und Leistungsfähigkeit des späteren Produktes (Motoren, Kanonen, Panzerstahl etc.). Am Ende des Krieges im Jahre 1945 betrug die Überlegenheit der Roten Armee bei der Infanterie 11.1, bei den Panzern 7:1 und bei der Artillerie 20:1. Man sieht, dass auch im Osten