Vor dem Hintergrund der zuletzt enttäuschenden harten deutschen Konjunkturdaten – mit dem Monatsminus um 3,2 % im Juni schrumpfte der Auftragseingang der Industrie im Zeitraum April bis Juni erstmals seit sechs Quartalen im Quartalsvergleich, die Industrieproduktion sackte im 2. Quartal um 1,5 % gg. Vq. ab und der DAX war seit der letzten Erhebung im Juli um rund 6 % rückläufig – wäre alles andere als eine weitere Eintrübung bei der konjunkturellen Stimmungslage und den Erwartungen bei der ZEW-Umfrage für Deutschland eine faustdicke Überraschung. Insofern stellt sich wohl nur die Frage, ob sich das Tempo des Abwärtstrends deutlich verstärk hat.Die ZEW Konjunkturerwartungen waren in diesem Jahr in jeden Monat rückläufig. Seit dem Jahresbeginn 2008 liegt der Rekordwert einer stetigen Abwärtsbewegung bei neun Monaten. Der historische Durchschnittswert liegt bei rund 25 Punkten. Positive Saldowerte für die ZEW Lagebeurteilung gibt es seit Juni 2010, wobei hier der historische Durchschnittswert mit rund 20 Punkten im roten Bereich liegt. Den grundsätzlich konstruktiven Ausblick für die heimische Volkswirtschaft mit einem robusten Arbeitsmarkt und höheren Investitionsausgaben der Unternehmen ziehen wir daher einerseits nicht im Zweifel. Andererseits spricht auch wegen der geopolitisch angespannten Lage viel dafür, dass das Konjunkturmomentum im 2. Halbjahr des laufenden Jahres niedriger ausfallen dürfte als im 1. Halbjahr. Ohne eine weitere Eskalation der unverändert brisanten geopolitischen Lage (Stichwort: Gaza, Ukraine, Irak), womit wir nicht rechnen, könnte trotz des von erwarteten erneuten Rückgangs der ZEW Erwartungen um 3,1 auf 24,0 Punkte die Talsohle nicht allzu weit entfernt sein. Die Entwicklung der entsprechenden Werte der Eurozone vollzieht sich derzeit nahezu im Gleichklang zur Entwicklung in Deutschland. Auffällig ist aber die sehr hohe Divergenz der Niveaus zur Konjunkturlage. Während es Mitte 2009 hier so gut wie keinen Spread in der Einschätzung Deutschland vs. Eurozone gab, lag der Spitzenwert Mitte 2012 bei 106 Punkten und liegt aktuell der Spread bei gut 90 Punkten. Fazit: Die Erholung bei der Wirtschaftsaktivität der Eurozone ist bescheiden (Lage der Eurozone im Juli: -31,5).Das russische Wirtschaftswachstum hat sich nach Schätzung der Statistikbehörde Rosstat weiter verlangsamt. Demnach stieg das Bruttoinlandsprodukt nach 0,9 % im 1. Quartal zwischen April und Juni im Vergleich zur Vorjahresperiode um 0,8 %. Anders als die Jahresrate veröffentlicht Rosstat einen direkten Quartalsvergleich erst mit einer Verzögerung von mehreren Monaten: Mit unterstellten Quartalsrückgängen von 0,5 % und 0,2 % in den beiden ersten Trimestern befand sich die russische Volkswirtschaft in der ersten Jahreshälfte 2014 wahrscheinlich in einer Rezession. Allerdings signalisiert der jüngste HSBC Russia Composite PMI mit einem Anstieg von 50,1 auf 51,3 Punkte bereits wieder eine konjunkturelle Stabilisierung im Sommerquartal. Infolge von Basiseffekten rechnet man aber im 2. Halbjahr mit negativen Jahresraten der BIP-Veränderungen. Für das laufende Jahr erwarten wir daher insgesamt eine Stagnation des Wirtschaftswachstums. Wenn sich auch die Preissteigerungen seit zurückliegendem Juni offenbar verlangsamen, bleibt das von der Notenbank im laufenden Jahr erwünschte Inflationsziel von 5 % uner- reichbar.