Die Furcht vor einer Eskalation der weltweiten Krisenherde hat die US-Börsen am Donnerstag wieder ins Minus von rund 0,5 Prozent gedrückt. So schossen die prorussischen Separatisten in der Ostukraine erneut ein Militärflugzeug vom Typ Mig-29 ab. Zudem erwägen die USA Medienberichten zufolge Luftangriffe im Nordirak, um den von der Terrormiliz Islamischer Staat verfolgten Jesiden und Christen zu helfen. Überraschend gute Konjunkturdaten, die den Markt anfangs noch gestützt hatten, gerieten im Handelsverlauf immer mehr in den Hintergrund. Die Anleger sahen sich in ihrer Skepsis auch durch Aussagen vom Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) Mario Draghi bestätigt. Demnach könnten die zahlreichen internationalen Krisenherde für die weitere konjunkturelle Entwicklung der Eurozone gefährlich werden. In den USA war die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche überraschend um 14 000 auf 289 000 gesunken.Unter den Einzelwerten zogen einige Unternehmen mit ihren Geschäftszahlen die Aufmerksamkeit auf sich. Die Papiere von 21st Century Fox etwa schnellten an der Spitze des Nasdaq 100 um gut fünf Prozent in die Höhe. Dank erfolgreicher Filme wie "X-Men: Zukunft ist Vergangenheit" oder "Rio 2 - Dschungelfieber" hatte der Medienkonzern seinen Überschuss im vierten Geschäftsquartal von 371 auf 999 Millionen Dollar (747 Millionen Euro) mehr als verdoppelt. Zu den schwächsten Werten zählten die Titel von Mylan . Sie büßten knapp drei Prozent ein. Der Pharmakonzern hatte mit seiner Prognose für den bereinigten Gewinn im dritten Quartal enttäuscht.Abseits der großen Indizes geriet mit den Aktien von Coupons.com nun binnen zweier Tage schon ein dritter Coupons-Vertreiber neben Groupon und RetailMeNot stark unter Druck. Weil der Verlust im zweiten Quartal unerwartet hoch ausgefallen war, sackten die Papiere um 23,5 Prozent. Der Wettbewerb in der Branche habe sich seit Juni verschärft, sagte ein Analyst. Groupon-Titel büßten 3,6 Prozent ein und Papiere von RetailMeNot gaben um 1,1 Prozent nach. Im Dow schließlich hatten die Aktien des Flugzeugbauers Boeing die Nase vorn und stiegen um 1,3 Prozent. Schlusslicht waren die Papiere des Krankenversicherers UnitedHealth mit minus 2,8 Prozent.Der Krankenhauskonzern Rhön-Klinikum konzentriert sich nach dem Verkauf eines Großteils seiner Kliniken weiterhin auf seine Neuausrichtung. Deswegen will Rhön nach wie vor keine Prognose für das laufende Jahr abgeben, wie das MDax-Unternehmen am Freitag bei Vorlage der Halbjahreszahlen mitteilte. Die Bilanz ist wegen der Veräußerung von 40 Kliniken an den Medizinkonzern Fresenius für rund drei Milliarden Euro nur schwer mit dem Vorjahreszeitraum vergleichbar. Inzwischen ist der Milliardendeal vollständig abgeschlossen.Der Umsatz lag im Zeitraum Januar bis Juni bei 959 Millionen Euro. Im Vorjahr bei alter Konzerngröße belief er sich noch auf 1,5 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liegt durch den Verkaufserlös bei 1,35 Milliarden Euro, nach 151 Millionen im Vorjahr. Unter Strich steht wenig überraschend ein aufgeblähter Gewinn von 1,21 Milliarden Euro, nach 50,8 Millionen vor einem Jahr.Die Erwartungen für 2015, das erste komplette Jahr nach dem Milliardendeal, wurden bestatigt: Für das erste Jahr in der neuen Aufstellung peilt Rhön Erlöse von 1,06 bis 1,12 Milliarden Euro und ein Ebitda von 145 bis 155 Millionen Euro an.Rhön will die Aktionäre an dem Gewinn aus dem Verkauf beteiligen und hat bereits einen Rückkauf eigener Aktien sowie eine Dividende auf dem Niveau des Vorjahres angekündigt. Hier droht aber rechtlicher Ärger, gegen die entsprechenden Beschlüsse der Hauptversammlung von Juni liegt eine Anfechtungsklage vor.Die deutsche Handelsbilanz dürfte auch im Juni mit 16,0 Mrd. EUR ein deutliches Plus ausweisen, nachdem schon in den beiden Vormonaten markante Überschüsse erzielt wurden. Insgesamt zeichnet sich – auch auf preisbereinigter Basis – damit ein deutlich größeres Plus der Handelsbilanz als in den ersten drei Monaten des Jahres ab, so dass aus dieser Richtung das BIP-Wachstum im 2. Quartal gestützt werden sollte.Positive Impulse seitens des Außenhandels sind in Anbetracht des negativen Nachrichten- flusses von der Industrieproduktion und den Einzelhandelsumsätzen auch nötig. Derzeit unterstellen wir für das 2. Quartal lediglich eine Stagnation des deutschen Wirtschaftswachstums, wobei die Risiken nach den sehr enttäuschenden Daten zur Industrieproduktion im Juni sogar auf der Unterseite liegen. Das sich abzeichnende stagnierende BIP-Wachstum im 2. Quartal muss im Kontext des sehr starken BIP-Anstiegs um 0,8 % gg. Vq. gesehen werden, das durch einen extrem milden Winter begünstig wurde. Aber auch die geopolitischen Spannungen hinterlassen zunehmend ihre Spuren.Obwohl die deutschen Exporte nach Russland nur ca. 3% des gesamten Ausfuhren ausmachen, schlägt sich deren Einbruch (Mai: - 17,5% gg. Vj.) bremsend auf den Außenhandel nieder. Dass es trotzdem zu dem anfangs erwähnten Zuwachs bei der Handelsbilanz gekommen ist, lässt sich zu wesentlichen Teilen auf die seit Jahresanfang im Trend fallenden Importe zurückführen.Auch wenn sich derzeit keine schnelle Beendigung der geopolitischen Spannungen erkennen lässt, sind die jüngsten Anzeichen einer Belebung der globalen Nachfrage nach Industriegütern mit Blick auf die Exportperspektiven und damit letztlich auch die gesamtwirtschaftliche Aktivität ein Hoffnungsschimmer.