Die zur Jahresmitte etwas schwächeren Sentimentwerte aus Deutschland haben sich zu- letzt auch in den realwirtschaftlichen Daten niedergeschlagen. Vor allem die in den vergangenen Wochen gestiegenen geopolitischen Spannungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Konflikt dürften so manche Investitionsentscheidung eines Unternehmens beeinflusst haben. Zu spüren bekamen dies u. a. die exportorientierten Betriebe in Deutschland. So waren zuletzt insgesamt klar weniger Auftragseingänge zu verbuchen als dies aufgrund der generell leicht verbesserten globalen Konjunkturlage zu erwarten gewesen wäre. Trotz des von uns unterstellten Monatszuwachses im aktuellen Berichtsmonat von 0,6 % dürfte sich nur ein moderates Quartalsplus von 0,7 % für den Zeitraum von April bis Juni ergeben. Die resultierenden Produktionsaktivitäten dürften im Vergleich zur entsprechenden Vorperiode weniger dynamisch und folglich auch das BIP-Momentum deutlich geringer ausgefallen sein. Wir unterstellen für das 2. Quartal nur einen unveränderten BIP-Wert (1. Quartal: +0,8 % gg. Vq.). In den kommenden Monaten sollte sich indes am grundsätzlich positiven Ausblick für die deutsche Wirtschaft wenig ändern. Während sich die industrielle Lage in China zuletzt stabilisiert hat und die europäischen Peripherie- Länder moderate BIP-Zuwächse erzielen dürften, sorgen die gute Arbeitsmarktsituation und das niedrige Inflationsumfeld in Deutschland für ein solides Konsumklima, was in der Summe eine freundliche Wachstumsperspektive eröffnet.In den USA sind nach dem wetterbedingt schwachen Jahresbeginn 2014 zuletzt sowohl die Exporte als auch die Importe wieder kräftig gestiegen. Letztere legten dabei sogar noch stärker zu, so dass sich das Handelsbilanzdefizit im 1. Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um knapp 10 % ausgeweitet hat. Die Reihe der zuletzt guten Konjunkturdaten aus den USA hat sich gestern mit den Stimmungswerten aus dem Dienstleistungssektor fortgesetzt. Das Institute for Supply Management (ISM) wies für Juli einen Umfragesaldo von 58,7 Punkten aus (Juni: 56,0). Optimistischer waren die Service-Unternehmen zuletzt Ende 2005. Zusammen mit dem im Berichtsmonat auf ein neues Dreijahreshoch gestiegenen Pendant aus dem Verarbeitenden Gewerbe lässt dies auf einen soliden Start der US-Wirtschaft in das 3. Quartal 2014 schließen. Vor allem bei den Komponenten „Neuaufträge“ (+3,7 auf 64,9 Punkte) und „Produktion“ (+4,9 auf 62,4 Punkte) konnten auf hohem Niveau weitere Zuwächse verbucht werden. Auch die Arbeitsmarktkomponente liegt mit 56,0 Punkten klar im expansiven Bereich und stieg gegenüber Juni um weitere 1,6 Indexpunkte. Der einzige kleine Wermutstropfen in der Umfrage war der Rückgang bei den „Exportaufträgen“. Hier musste ein Minus von 2,0 auf 53,0 Punkte hingenommen werden. Per Saldo ist die US- Wirtschaft damit aber gut in das laufende Quartal gestartet, so dass die US-Notenbank wie geplant im Oktober das Ende der Anleihenkäufe beschließen dürfte. Eine erste Zinserhöhung ist indes nicht vor der Jahresmitte 2015 zu erwarten.Unterschiedliche Ergebnisse gab es bei den Einkaufsmanagerwerten (PMI) aus dem Dienstleistungssektor in den Ländern der Eurozone. Insgesamt zeigte sich aber eine positive Tendenz. Zwar musste Italien einen Rückgang hinnehmen (-1,1 auf 52,8 Punkte), dagegen verbuchte Spanien im Juli einen deutlichen Anstieg (+1,4 auf 56,2 Punkte). Frankreich konnte mit 50,4 Punkten (Juni: 48,2) erstmals seit April wieder in den expansiven Bereich vordringen, und auch in Deutschland legte das Umfrageergebnis spürbar zu (+2,1 auf 56,7 Punkte). Im Aggregat ergab sich ein PMI-Plus von 1,4 auf 54,2 Punkte, was auf eine positive BIP-Entwicklung im 3. Quartal schließen lässt. Der Euro zeigte sich zum US-Dollar den- noch in schwacher Form und fiel unter 1,34 USD zurück. Weitere Kursverluste sind wahrscheinlich.Befürchtungen um Beschränkungen von Überflugrechten in der Russischen Föderation nahmen gestern im Handelsverlauf zahlreiche Marktteilnehmer zum Anlass, Währungen aus den Emerging Markets zu Gunsten des US-Dollars zu verkaufen. Damit sorgt die tagespolitische Nachrichtenlage wieder einmal für Nervosität an den internationalen Finanzmärkten. Eine generell wachsende Risikoaversion ist jedoch bislang nicht zu verzeichnen.In der Ukraine sollen indes heute die Daten zur Entwicklung der allgemeinen Verbraucherpreise im Juli veröffentlicht werden. Bereits im zurückliegenden Juni lagen die Preissteigerungen im Vergleich zur Vorjahresperiode zum zweiten Mal in Folge im zweistelligen Bereich (12 %) und gegenüber Mai bei 1 %. Nachdem die Behörden unlängst die Preisaufschläge bei Heiz- und Wasserkosten um 30 % resp. 40 % erhöht haben, sind im Berichtsmonat schnell steigende Lebenshaltungskosten der Ukrainer wahrscheinlich.