Die Zentralbank der Russischen Föderation hat am Freitag überraschend ihren Leitzins um 50 BP auf 8,00 % angehoben. Dies war die dritte Erhöhung im laufenden Jahr, womit die Notenbanker den Satz bereits um insgesamt 250 BP nach oben gesetzt haben. Die jüngste Entscheidung soll vor allem den Inflationsanstieg im Land mittelfristig auf eine erwünschte Jahresrate von rund 4 % abbremsen. Die Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf den Rubelkurs, sowie Änderungen der heimischen Steuer- und Abgabenregelungen würden hingegen Preisrisiken deutlich erhöhen. Im Juli seien die Preissteigerungen bereits höher ausgefallen als zuvor erwartet. Per Ende 2014 erwartet die Notenbank einen Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr von 6,0 % - 6,5 %. Insgesamt wird der Schritt jedoch den derzeitigen Konjunkturverlauf und den Bankensektor belasten. Nach Einschätzung der Zentralbank stagnierte das Wirtschaftswachstum im Frühjahrsquartal nach einem Rückgang im 1. Quartal. Ob die jüngste Zinsentscheidung vor diesem Hintergrund und der bereits ohne-in nachlassenden Kreditvergabe russischer Banken infolge angespannter Refinanzierungsmöglichkeiten tatsächlich noch notwendig war, darf bezweifelt werden.Gestützt auf Kursgewinne an den asiatischen Börsen werden deutsche Aktien am Montag freundlich erwartet. Börsianer rechnen mit einem ruhigen Start in eine turbulent erwartete Woche. Auf der konjunkturellen Seite rückt am Mittwoch die Notenbanksitzung in den USA in den Fokus und am Freitag der US-Arbeitsmarktbericht. Daneben kommt in Deutschland die Berichtssaison in dieser Woche in Schwung. Etwas Unterstützung für die Börsen komme aus Asien. Vor allem chinesische Aktien stehen in der Gunst der Anleger weiter hoch. Unter den Einzelwerten sorgte etwa Morphosys für Gesprächsstoff. Die Aktien kletterten im vorbörslichen Handel nach den Zahlen des Biotechnologieunternehmens etwas nach oben. Ebenfalls im TecDax sorgte die Citigroup mit einer Kaufempfehlung für Aktien des Mobilfunkunternehmens Drillisch für einen positiven Impuls. Der deutsche Branchenprimus und zwei weitere Geldinstitute sind Kreisen zufolge wegen angeblicher Manipulation des Silberpreises verklagt worden. Ein US-Investor werfe den Banken vor, ihre Stellung beim täglichen Silber-Fixing missbraucht zu haben, um unrechtmäßige Profite einzustreichen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf die Klageschrift. Sorgen um eine Eskalation in der Ukraine dürften den deutschen Aktienmarkt und auch die Börsen in ganz Europa am Montag kräftig belasten. Hinzu kamen noch schwache Daten aus China. Dort hat sich die Stimmung der Industrieunternehmen im Februar weiter eingetrübt und auch der Einkaufsmanagerindex war im Februar auf den tiefsten Stand seit acht Monaten gefallen. Börsianer sprachen allgemein von einer Risikoscheu der Anleger angesichts der sich zuspitzenden politischen Situation in der Ukraine, nachdem Moskau mit einem Militäreinsatz gedroht hat. Die sieben führenden Industrienationen der Welt (G7) setzten daher inzwischen alle Vorbereitungstreffen für den G8-Gipfel mit Russland im Juni aus. Einzelwerte am deutschen Markt dürften vor dieser bedrohlichen Lage in den Hintergrund rücken. Einige Nachrichten könnten aber dennoch beachtet werden. So hat der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck die Übernahmefrist für die britische Spezialchemiefirma AZ Electronic nun bis zum 14. März verlängert. Hintergrund für die Maßnahme ist wieder die noch ausstehende Genehmigung der chinesischen Wettbewerbsbehörde. Die Darmstädter wollen eine Quote von 95 Prozent erreichen, angeboten wurden ihnen bislang mehr als 60 Prozent. Der Klinikkonzern Fresenius informierte, dass nach der Übernahme des Großteils der Kliniken des Konkurrenten Rhön kein Abbau von Arbeitsplätzen im großen Stil geplant sei. 'Wir wollen regional stärker zusammenarbeiten als das vielleicht bei Rhön der Fall war', sagte der Chef der Fresenius-Tochter Helios, Francesco De Meo, der 'Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung'. Es sei daher möglich, dass in der Regionalverwaltung Stellen wegfielen.Dank überwiegend guter Konjunkturdaten haben die wichtigsten US-Aktienindizes am Freitag mehr- heitlich weiter zugelegt. Meldungen über eine Landung russischer Soldaten auf der Krim sorgten zwar für eine Schrecksekunde. Der Dow Jones Industrial rutschte in Reaktion darauf zwar kurzzeitig in die Verlustzone, schaffte es aber ebenso schnell wieder in positives Terrain. Zum Börsenschluss notierte der Leitindex 0,3 Prozent fester bei 16.322 Punkten. Doch hielt sich der Kurseinfluss letztlich in Grenzen. Die US-Wirtschaftskennziffern waren überwiegend positiv ausgefallen. Sie bestärkten laut Experten die Erwartung eines anhaltenden Wachstums der weltgrößten Volkswirtschaft sowie einer planmäßigen weiteren Drosselung der Anleihekäufe durch die US-Notenbank Fed.
Kursbewegende Unternehmensnachrichten waren vor dem Wochenende Mangelware. Die Aktien von Apple verloren 0,3 Prozent. Auf der Hauptversammlung wurde der Verwaltungsrat des Elektronikkonzerns wiedergewählt. Bereits davor war bekannt geworden, dass das Landgericht Mannheim im Dauerstreit um Patente in der Mobilfunkbranche eine Milliardenklage gegen den Elektronikkonzern abgewiesen hatte. Die Titel von McKesson stiegen dagegen um 1,5 Prozent. Der US-Pharmagroßhändler bietet für die noch ausstehenden Anteile des deutschen Konkurrenten Celesio 23,50 Euro je Aktie. Beim Spielzeughersteller Mattel stand nach dem angekündigten Kauf des kanadischen Lego-Rivalen Mega Brands ein Kursplus von 0,4 Prozent zu Buche.
Citigroup verloren 0,1 Prozent. Die Bank hatte den Jahresgewinn wegen eines Betrugsfalls in Mexiko etwas nach unten korrigiert.