Die französische Wirtschaft kommt auch im 2. Quartal nicht so richtig in Schwung – zumindest wenn man den jüngsten Umfragen in Form der Einkaufsmanagerindizes glaubt, die für April und Mai auf eine anhaltend pessimistische Sichtweise der Unternehmen hindeuten. Entsprechend rechnen wir heute bei der französischen Industrieproduktion mit einem Rückgang um 0,8 % gg. Vm. nachdem schon in der Vorperiode ein dickes Monatsminus von 0,7 % verkraftet werden musste. Anders die Situation in Großbritannien: Hier strotzten die Unternehmen zuletzt vor Optimismus. Im April dürfte das Plus bei der Industrieproduktion von 0,2 % gg. Vm. die Produktion immerhin auf ein neues Nachkrisenhoch treiben. Die Niveaus von Anfang 2008 werden aber noch um mehr als sieben Prozentpunkte unterschritten – auch hier ist die Krise also noch nicht abgearbeitet. In China konnten die rasanten Wachstumszahlen der letzten Jahre zuletzt nicht mehr bestätigt werden. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass der chinesischen Volkswirtschaft auch in diesem Jahr ein BIP-Plus von mehr als 7 % gelingt (HSBC-Prognose: 7,4 %). Einen Hinweis auf die aktuelle Lage im sekundären Sektor des Landes sollten die am tag anstehenden Daten zur Industrieproduktion im Mai liefern. Begünstigt durch eine ex- pansivere Geldpolitik der Notenbank und einen gestiegenen Output im Verarbeitenden Gewerbe rechnen wir mit einem Anziehen der Jahresrate auf 8,9 % (April: 8,7 %). Auch bei den Einzelhandelsumsätzen dürfte sich im aktuellen Berichtsmonat eine leichte Verbesserung eingestellt haben. Insgesamt dominieren aber weiter die Molltöne.
In den USA sollte das von der Universität Michigan erhobene Konsumentenvertrauen im Juni einen leicht höheren Wert im Vergleich zum Vormonat ausweisen (Freitag). Bei den Einzelhandelsumsätzen am Donnerstag rechnen wir aufgrund guter Autoverkäufe im Mai mit einem Monatsplus von 0,4 % (ohne Autos: 0,3 %). Insgesamt sollte sich im 2. Quartal beim BIP ein kräftiger Rebound nach dem wetterbdingten Schrumpfen der Wirtschaft zum Jahresbeginn einstellen. Das zugrunde liegende BIP-Momentum sieht man im weiteren Jahresverlauf bei rund 2 1⁄2 %.Nachdem die jüngsten Wirtschaftsdaten aus der Volksrepublik China signalisieren, dass sich das Land in einer verhaltenen Konjunktur befindet, legt die Notenbank nun mit einer geldpolitischen Lockerung nach. Wie die People's Bank of China gestern mitgeteilte, will sie die Reservevorschriften für einen Teil der heimischen Banken herabsetzen. Demnach soll der Satz um 50 BP für bestimmte Geschäftsbanken im städtischen Umfeld und die Mehrzahl der Institute im ländlichen Raum sinken. Allerdings fielen die Reaktionen an den Finanzmärkten auf die selektive Vorgehensweise der Zentralbank gemischt aus. Für viele Beobachter gehen die Entscheidungen nicht weit genug, da die betroffenen Institute nur etwa 16 % der landesweiten Bankenassets stellen. Die Notenbank folgt jedoch damit ihrem Kurs, das Kreditgeschäft besonders für die Banken zu erleichtern, die vor allem Darlehen im ländlichen Raum sowie an kleine und mittlere Unternehmen vergeben. Mit der jüngsten Entscheidung werden dem chinesischen Geldkreislauf zusätzliche Mittel von rund 70 Mrd. CNY zugeführt. Insgesamt verbessern derartige Maßnahmen die Kreditaufnahme im Lande und dürften dazu beitragen, im laufenden Jahr ein Wirtschaftswachstum von etwa 7,4 % zu ermöglichen.