Am Mittwoch gehört die Aufmerksamkeit wieder voll und ganz den großen Notenbanken. Nicht jedoch, weil konkrete geldpolitische Entscheidungen anstehen, sondern vielmehr weil die Marktteilnehmer mit der Veröffentlichung der Protokolle zu den jüngsten Sitzungen die Möglichkeit haben, einen Blick hinter die Kulissen der vorausgegangenen Ent- scheidungen zu werfen. Nachdem das letzte Treffen der Fed keine Überraschungen bereithielt und die Währungshüter erwartungsgemäß beschlossen, die monatlichen Anleihenkäufe um weitere 10 Mrd. auf noch 45 Mrd. USD zu reduzieren, dürfte das heute an stehende Sitzungsprotokoll darauf abgeklopft werden, wann nach dem voraussichtlich im Herbst beendeten Ankaufprogramm eine Leitzinserhöhung auf die Agenda rückt. 1 Mit Blick auf die zuletzt etwas erlahmte Erholung am Immobilienmarkt und vor allem der sehr niedrigen Inflation in den USA sollten die Fed-Mitglieder keine Eile haben, den Leitzins zu erhöhen. Auch in Großbritannien steht die Timing-Frage einer möglichen Zinserhöhung im Mittelpunkt. Die britische Konjunktur hat zuletzt allerdings deutlich an Fahrt aufgenommen. Das sollten auch die Einzelhandelsumsätze im April untermauern, die dank des steigenden Verbrauchervertrauens und der sinkenden Inflation wohl um 0,3 % gg. Vm. gestiegen sind. Der Blick auf das Sit- zungsprotokoll dürfte also in den Sommermonaten zunehmend spannend werden. Eine Mehrheit für eine Erhöhung des Leitzinses wird sich unseres Erachtens aber wohl ebenfalls nicht vor dem 3. Quartal 2015 finden lassen.In der Türkei ist für den morgigen Donnerstag (22. Mai) die monatliche Sitzung des geldpolitischen Ausschusses der Notenbank angesetzt. Obwohl die Währungshüter unlängst ihre Absicht für einen Schwenk zu einer geldpolitischen Lockerung signalisiert haben, erwarten wir bei dem Treffen keine Änderung der gegenwärtigen Leitzinsen. Am türkischen Finanzmarkt wird ebenfalls mehrheitlich mit diesem Resultat gerechnet. Der Grund dafür ist, dass sich bislang noch keine Verlangsamung der Inflation abzeichnet. Eine Zinssenkung ist aber erst bei nachlassender Teuerung wahrscheinlich. Dies steht nach unserer Einschätzung erst im gegenwärtigen Mai an, in dem sich die Jahresrate der Preissteigerungen nach 9,4 % im April wohl nunmehr auf zweistellige Niveaus zu beschleunigen droht. Zugleich baut die Türkei ihre außenwirtschaftlichen Ungleichgewichte derzeit schneller ab als prognostiziert. Dabei hat sich das Defizit der Leistungsbilanz zwischen 7,9 % des BIP per Ende 2013 inzwischen auf geschätzte 7,3 % im zurück- liegenden März verringert. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Fehlbetrag Ende 2014 ebenfalls kleiner ausfällt als erwartet (6,4 % des BIP). Auch dieser Defizitabbau würde durch eine voreilige Zinssenkung gefährdet.