Beim ZEW Finanzmarkttest gaben die Konjunkturerwartungen für Deutschland (=ZEW-Indikator) erneut nach. Mit dem Rückgang um 10,1 auf 33,1 Punkte, dem heftigsten Einbruch seit April 2013, musste bereits der fünfte Monatsrückgang in Folge verkraftet werden. Die ZEW Konjunkturerwartungen für die Eurozone gaben um 6,0 auf 55,2 Punkte nach. Die konjunkturelle Lage in Deutschland verbesserte sich im Mai mit 62,1 Punkten auf das höchste Niveau seit Juli 2011 (April 2014: 59,5). Im Monatsvergleich fiel auch hier die Entwicklung für den gemeinsamen Währungsraum günstiger aus. Der Zuwachs betrug 4,9 Punkte. Mit -25,6 Punkten konnte dabei der längerfristige Durchschnittswert nun erstmals wieder na- hezu erreicht werden, während dieser für Deutschland um satte 80 Punkte übertroffen wird. Bei den Kon- junkturerwartungen übertrifft Deutschland seinen historischen Durchschnittswert lediglich noch um gut acht Indexpunkte. Hier sticht die Eurozone mit einem positiven Saldo von circa 31 Punkten hervor. Aus alldem lässt sich wohl zweierlei ableiten: Zum einen dürfte in Deutschland bei einer positiven konjunktureller Grundtendenz, nach der wohl sehr starken Wirtschaftsentwicklung im 1. Quartal, das Aufwärtsmomentum deutlich gemächlicher ausfallen. Für die gesamte Eurozone zeichnet sich zum anderen eine moderatere aufwärtsgerichtete Grundtendenz ohne heftige Ausschläge ab. Der Euro gab zum US-Dollar weiter in Richtung 1,37 USD nach. Diese Entwicklung wurde auch durch Nachrichtenmeldungen begünstigt, wonach die Bundesbank offen für weitere geldpolitische Stimulierungsmaßnahmen der EZB ist. Die US-Einzelhandelsumsätze im April enttäuschten zwar auf den ersten Blick mit den mageren Monatsplus von 0,1 % (Konsens: +0,4%). Der Vormonatswert wurde aber um 0,3 Prozentpunkte nach oben revidiert. Bei einem Verharren auf dem aktuellen Niveau ergäbe sich für das 2. Quartal ein Quartalszuwachs von 1,4 % (1. Quartal: 0,2 %). Wir erwarten nach dem witterungsbedingten mageren BIP-Plus von 0,1 % (ann.) im 1. Quartal 2014 für das 2. Quartal eine Beschleunigung auf annualisiert 3,7 %. In China signalisieren die gestern veröffentlichten Daten zur Wirtschaftslage, wie wichtig weitere Konjunkturhilfen für einen stabilen Wachstumskurs sind. Im April fiel die landesweite Industrieproduktion mit einer Jahresrate von 8,7 % auf den niedrigsten seit April 2009. Zugleich ging der Anstieg der Investitionen im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 17,3 % zurück. Auch das ist der geringste Zuwachs seit Jahren und deutlich weniger als durchschnittlich 17,7 % im 1. Quartal des laufenden Jahres. Im Detail sind der Grund dafür die nur begrenzten Investitionen im Immobilien- sowie Infrastruktursektor. Zurückhaltung gibt es beim privaten Konsum: Obwohl die Verkaufszahlen bei Automobilen weitgehend robust ausfielen, nahmen die gesamten Umsätze im Einzelhandel im Jahresvergleich nur um 11,9 % zu. Erwartet wurde ein Anstieg um 12,2 %. Insgesamt zeigen sich bei den gestrigen Daten zwar positive Effekte der jüngst auf den Weg gebrachten wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die aber nicht ausreichen, um den Konjunkturverlauf und vor allem die Investitionstätigkeit spürbar zu beschleunigen. Hinzu kommt, dass sich mit den jüngsten Werten zur Industrieproduktion eine stärkere Wachstumsverlangsamung der gesamten Volkswirtschaft abzeichnet als zur Mitte des Vorjahres. Vor diesem Hintergrund werden in China eine Lockerung der gegenwärtigen Geldpolitik und weitere Konjunkturhilfen wahrscheinlicher.