Marktanalysen - 05.09.2014
Nach dem Paukenschlag der EZB mit weiteren geldpolitischen Expansionsmaßnahmen am letzten Donnerstag und der Veröffentlichung des gewichtigen US-Arbeitsmarktberichtes für den Monat August heute stehen mit Blick auf die Konjunkturdaten in der kommenden Woche nur Daten aus der „weiten Reihe zur Publikation an. Der Auftakt erfolgt mit der BIP-Revision für Japan für das abgelaufene 2. Quartal. Die ursprüngliche Schätzung wies - bedingt vor allem durch die Anhebung der Mehrwertsteuer - eine Schrumpfung der Wirtschaftsaktivität um 1,7 % im Quartalsvergleich aus. Das BIP dürfte nochmals leicht auf -1,9 % nach unten revidiert werden. Im 1. Quartal 2014 lag im Vorfeld der Mehrwertsteuererhöhung das Wachstumsplus noch bei 1,5 %. Für das lau- fende Quartal zeichnet sich aktuell nur eine moderate Zunahme der Wirtschaftsaktivität ab. Damit dürfte das Wachstumsplus in Japan im Kalenderjahr 2014 nicht deutlich von der 1 %-Marke abweichen.
Gesichert erscheint uns dagegen, dass das Wachstumsplus in der Eurozone in 2014 die 1 %-Marke unterschreiten wird. Der Chef der Euro-Gruppe, der Niederländer Jeroen Dijsselbloem bewertete beispielweise jüngst die wirtschaftliche Erholung im Euroraum als fragil und holprig. Deutschland dürfte aber nach der Wachstumsschrumpfung im 2. Quartal wieder auf den Wachstumspfad eingeschwenkt sein. Nachdem im Juli das Plus bei der Industrieproduktion bei 1,9 % lag, sollte der Handelsbilanzüberschuss mit 16,0 Mrd. EUR kaum geringer ausgefallen sein als im Juni (Montag). Die deutlich schwierigere Lage der gesamten Eurozone dürfte aber die Publikation der Industriedaten aus Frankreich widerspiegeln, wo am Mittwoch mit dem von uns erwarteten Monatsrück- gang um 0,3 % die Jahresrate im negativen Bereich verbleiben dürfte (Prognose: -0,2 %). Bei der Industrieproduktion für den Euroraum sollte trotz der guten Daten aus Deutschland lediglich ein moderates Monatsplus von 0,2 % zu Buche geschlagen haben (Freitag). In Großbritannien dürfte die Industrieproduktion zwar im Juli um 0,2 % im Monatsvergleich zurückgegangen sein, die Jahresrate wird aber wohl auch weiterhin signifikant die Nullmarke übertreffen. Dadurch erscheint ein BIP-Plus von mehr als 3 % im Kalenderjahr 2014 weiterhin realistisch. Die Hauptaufmerksamkeit der Marktteilnehmer mit Blick auf die Konjunkturdaten der nächsten Woche dürfte den US-Einzelhandelsumsätzen für den Monat August gelten. Einerseits zogen die Autoabsätze auf ein neues zyklisches Hoch an und die Handelsketten konnten gute Verkaufszahlen ausweisen. Andererseits gaben aber die Benzinpreise zuletzt zum rund 4 % nach. Man erwartet zwar nur marginal höhere Einzelhandelsumsätze im August. Mit dem von uns erwarteten Monatszuwachs um 0,2 % würde die Jahresrate aber immerhin auf 4 % anziehen. Auch vor dem Hintergrund der guten Gesamtverfassung am Arbeitsmarkt bleibt man daher zuversichtlich gestimmt für die Kauflaune der Amerikaner und prognostizieren auf realer Basis beim privaten Verbrauch im 2. Halbjahr 2014 annualisierte Jahreswachstumsraten von rund 2,5 %. Diese Entwicklung dürfte auch in 2015 weiter anhalten. Für das Gesamtjahr 2014 liegt die Prognose bei 2,0 % (2015: 2,6 %). Beim Wachstumsmomentum hat die USA im Vergleich zur Eurozone und Japan derzeit klar die „Pole- Position“ inne. Auch dies unterstreicht die unterschiedlichen Blickrichtungen der Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks. Während in der Eurozone der Expansionsgrad gerade erst verstärkt wurde, dürfte in den USA im Oktober der Aufkauf der Staatsanleihen eingestellt werden und 2015 die ersten Zinserhöhungen auf der Agenda stehen.