In Thailand hat das Militär unter Armeechef Prayuth Chan-ocha die Regierungsgewalt übernommen. Vorausgegangen waren ergebnislose Versuche, einen Kompromiss zwischen der gegenwärtigen Regierung und der Oppositionsbewegung zu erzielen, Inzwischen wurde die bisherige Verfassung weitgehend außer Kraft gesetzt, sowie eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Ob der Putsch im Resultat dazu führt, die tiefe soziale und innenpolitische Spaltung des asiatischen Königreichs zu überwinden, darf bezweifelt werden. So sind die derzeitigen Spannungen auch ein spätes Ergebnis des vorherigen Putsches aus dem Jahr 2006. Am Finanzplatz Bangkok blieben größere Verwerfungen zunächst aus, vermutlich, weil zuvor in Thailand bereits das Kriegsrecht erklärt wurde. Der US-Dollar stieg gegenüber dem Baht nach den jüngsten Ereignissen nur leicht von 32,35 THB auf 32,40 THB. Insgesamt sind infolge der Unsicherheiten aber weitere Kursverluste des Baht wahrscheinlich – 2006 kam es im Anschluss an den damaligen Putsch zu einer Einschränkung der Konvertibilität des Baht. Man rechnet per Ende 2014 mit 34 THB pro USD. Belasten werden die aktuelle Entwicklung und deren negative Auswirkungen auf Investitionen und Konsum auch den heimischen Aktienmarkt und die Risikoprämien für CDS auf thailändische Staatsanleihen. Wir erwarten eine Ausweitung um wenigstens 50 Punkte. Seit gestern laufen die Wahlen zum Europäischen Parlament. In den Niederlanden und Großbritannien waren die Wahlberechtigten aufgerufen, die Vertreter ihres Landes für die kommende Legislaturperiode zu bestimmen. Während sich in den Niederlanden laut Prognosen spürbare Stimmenverluste für die rechtspopulistische „Partei für die Freiheit“ abzeichnen, scheint in Großbritannien mit der „UKIP“ eine politische Kraft nach vorne zu kommen, die sich klar gegen die Mitgliedschaft ihres Landes in der EU positioniert hat. Letzte Umfragen trauen den europaskeptischen und teilweise radikalen Parteien auf europäischer Ebene einen Stimmenanteil von 25-30 % zu. Von den 751 Parlamentssitzen könnten demnach bis zu 200 an die Vertreter solcher Parteien gehen, die sich in ihren Wahlprogrammen negativ zum weiteren Fortbestehen der EU in ihrer jetzigen Form aussprochen haben oder einen Austritt ihres Landes aus dem Staatenverbund präferieren. Im Europaparlament könnte dies dazu führen, dass sich keine einfachen Mehrheiten mehr für eine Mitte-Rechts- oder eine Mitte-Links-Regierung ergeben und es somit zu einer engeren Zusammenarbeit der beiden größten Fraktionen im Parlament („Europäische Volkspartei“ (EVP) und „Allianz der Sozialisten und Demokraten“ (S&D)) in einer Art großer Koalition kommt. Stärkere Auswirkungen auf den europäischen Politikprozess erwarten wir nicht. Dafür drohen schwierigere Meinungsbildungsprozesse auf nationaler Ebene, wo teilweise parallel zur Europawahl auch National- und/oder Regionalwahlen stattfinden. Auch hier dürften die politischen Ränder zum Teil kräftig zulegen, was die Bildung einer Regierungskoalition erschwert. In 20 der 28 EU-Mitgliedsstaaten wird ausschließlich am Sonntag abgestimmt. Erste Gesamtergebnisse am späten Abend vorliegen.
Konjunkturell richtet sich der Blick kommende Woche in Deutschland auf die Daten vom Arbeitsmarkt. Hier dürfte die Zahl der Arbeitslosen im Mai weiter zurückgegangen sein. Die Arbeitslosenquote würde mit dem unterstellten Wert von 6,6 % noch unter den bisherigen Rekordtiefstand seit der deutschen Wiedervereinigung fallen.