Der US-Aktienmarkt hat am Donnerstag nach durchwachsenen Konjunkturdaten weiter nachgegeben. Der Dow Jones Industrial schloss 1,0 Prozent tiefer, die Nasdaq sank um 0,8 Prozent.Einem Börsianer zufolge agierten die Investoren wieder vorsichtiger und setzen verstärkt auf Gewinnmitnahmen. Teils herrsche Unsicherheit, ob sich die US-Wirtschaft schnell genug erhole. In den Vereinigten Staaten war die Produktion von Industrieunternehmen deutlich gefallen. Da half es auch nicht, dass die Stimmung der Industrie im Bundesstaat New York überraschend kräftig zugelegt hatte und sich das Geschäftsklima in der Region Philadelphia weniger eingetrübt hatte als erwartet.
Lediglich 2 der 30 im Dow Jones notierten Titel schafften den Sprung in die Gewinnzone. AT&T verteuerten sich um 0,36 Prozent. Grund zur Freude hatte aber insbesondere die Aktionäre des Technologieunternehmens Cisco. Dessen Anteilsscheine stemmten sich an der Spitze des US- Leitindex mit einem Plus von rund sechs Prozent gegen das schwache Marktumfeld. Zwar blieb die Nachfrage nach der Netzwerk-Technik von Cisco schwach. Dem Discountriesen Wal-Mart verhagelte das raue Wetter das erste Geschäftsquartal. Zudem hinkte der Gewinnausblick für das zweite Jahresviertel den Markterwartungen hinterher. Die Wal-Mart- Papiere büßten daraufhin als Schlusslicht im US-Leitindex 2,43 Prozent ein. Abseits der Berichtssaison schossen Aktien von Gentiva Health Services nach einem Übernahmean gebot des medizinischen Pflegedienstleisters Kindred Healthcare um fast 62 Prozent nach oben. Der Euro erholte sich im New Yorker Handel und kostete zuletzt 1,3710 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,3659 (Mittwoch: 1,3719) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7321 (0,7289) Euro. Am US-Rentenmarkt gewannen richtungweisende zehnjährige Anleihen 13/32 auf 100 1/32 Punkte. Ihre Rendite betrug 2,50 Prozent. Am heutigen Tag liegt der Fokus der konjunkturellen Veröffentlichungen eindeutig jenseits des Atlantiks. In den USA machte sich dabei zuletzt Erleichterung breit, denn mit den zunehmend frühlingshafteren Temperaturen zieht auch die wirtschaftliche Erholung wieder an. Damit wird deutlich, dass die konjunkturelle Schwäche zu Jahresbeginn zumindest überwiegend auf das extrem kalte Winterwetter zurückzuführen ist und es sich entsprechend nur um einen temporären Störfaktor gehandelt hat. Dieser hatte es allerdings in sich: Die US-Wirtschaft ist im 1. Quartal nur um vernachlässigbare 0,1 % ann. gewachsen. Die jüngsten Daten weisen nun aber fast geschlossen auf deutliche Aufholeffekte hin. Dazu zählt der ISM-Index, der sich im Dienstleistungsbereich von 53,1 auf 55,2 Punkte im April verbessert hat. Daneben zeigt sich auch die US-Industrie wieder in besserer Verfassung (ISM: 54,9 nach 53,7 Punkten). Per Saldo sollte das BIP dank des sich abzeichnenden sektorübergreifenden Rebounds im 2. Quartal um 3,7 % ann. anziehen. Die hohe Wachstumsdynamik dürfte anschließend aber kaum zu halten sein, denn mehrere fundamentale Faktoren bremsen die weitere Erholung. Dazu zählen die Schwäche am Immobilienmarkt und stockende Investitionen. Die Investitionsbelebung in den USA verlief bisher ohnehin schleppend, nachdem zum Jahreswechsel Steueranreize für Unternehmen wegfielen. Die Nachfrage nach Immobilien wird auch in den kommenden Monaten durch die im Vergleich zum Vorjahr deutlich höheren Hypothekenzinsen und restriktiveren Regelungen bei der Hypothekenkreditvergabe gedämpft. Das wurde bereits bei der Aktivität im Hausbau deutlich, die in den vergangenen Monaten im Schnitt nur gleich geblieben ist. Im April rechnen wir bei den Baubeginnen und -genehmigungen nur mit einer leichten Besserung. Entsprechend gedrosselt dürften mit Blick auf die gezügelte Erholung am Immobilienmarkt auch die Wohlfahrtseffekte für die privaten Haushalte aus- fallen. Die Stimmung unter den Verbrauchern hielt sich vor diesem Hintergrund im bisherigen Jahresverlauf mehr oder weniger unverändert. Auch im April dürfte der entsprechende Sentimentindikator der Universität Michigan unverändert bei 84,1 Punkten verbleiben.