Auf der heutigen EZB-Sitzung dürfte der Notenbankchef Mario Draghi erneut keine Änerung der geldpolitischen Rahmenbedingungen im gemeinsamen Währungsraum bekanntgeben. Die „forward guidannce“, wonach die EZB-Zinsen für einen längeren Zeit raum auf dem aktuellen oder einen niedrigeren Niveau verbleiben werden, sollte weiterhin Bestand haben. Gleichwohl dürften die Währungshüter zusätzlichen Expansivmaß- nahmen in der Zukunft offen gegenüberstehen und die weitere Entwicklung beobachten. Im Juni werden die adjustierten makroökonomischen Projektionen präsentiert. Bisher wird im Mittelwert ein Wachstumsplus von 1,2 % im laufenden Jahr unterstellt (2015: 1,5%; 2016: 1,8 %). Die zuletzt veröffentlichten Sentimentwerte und auch die harten Konjunkturdaten aus dem Euroraum weisen nicht in Richtung einer Abwärtsrevision bei der Wirtschaftsaktivität. Bei der Inflationsrate liegt der Schätzwert aktu- ell bei 1,0 % für 2014 (2015: 1,3 %; 2016: 1,5 %). Wir erwarten für 2014 nur ein Plus von 0,7% (2015: 0,9 %). Im April 2014 zog die Inflation in der Jahresrate zwar nur auf 0,7 % an (März: 0,5 %). Derzeit dürfte eine Neueinschätzung des mittelfristigen Inflationsausblicks der EZB aber noch nicht auf der Tagesordnung stehen. Das M3-Geldmengenwachstum enttäuschte zwar im März mit der Abschwächung auf 1,1 % in der Jahresrate, der jüngste der EZB bot aber mit der anziehender Nachfrage nach Hypothekenkrediten der privaten Haushalte und stärkerer Nachfrage nach Unternehmenskrediten durchaus positive Facetten. Während u. E. neue geldpolitische Impulse erst zur Jahresmitte erfolgen dürften, erwarten wir heute aber eine Ankündigung zur Veröffentlichung der Sitzungsprotokolle. In Großbritannien gab im Februar die Arbeitslosenquote auf 6,9 % nach. Vor dem Hintergrund der niedrigen Inflationsrate und des geringen Lohnwachstums sollte auch die Bank of England (BoE) heute mit Nichtaktivität glänzen.Das thailändische Verfassungsgericht hat gestern neun Mitglieder der gegenwärtigen Übergangsregierung wegen Amtsmissbrauchs verurteilt und aufgefordert von ihren Ministerposten zurückzutreten, darunter auch Regierungschefin Yingluck Shinawatra. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Premierministerin 2011 eine Personalentscheidung zugunsten eines Verwandten getroffen habe. Nach Angaben des Kabinetts soll nunmehr der bisherige Handelsminister Niwatthamrong Boosongphaisan die Leitung der Regierung übernehmen. Im Anschluss an die Urteilsverkündung glich der Aktienleitindex SETI einen Teil seiner vorherigen Kursverluste von rund 1 % wieder aus. Zum Handelsschluss pendelte sich der Index bei einem Minus von 0,1 % zum Vortag ein. Allerdings bleibt Thailand auch nach dem gestrigen Verdikt weiter von innenpolitischen Unsicherheiten geprägt: Dazu zählen Anschuldigungen gegenüber dem neuen Premier über Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit den staatlichen Reiskäufen. Zugleich hat die Protestbewegung unter Suthep Thaungsuban bereits für den 9. Mai erneut zu Demonstrationen aufgerufen. Am Finanzplatz Bangkok wird man nun neben der innenpolitischen Eskalation vor allem darauf achten, ob die allgemeinen Neuwahlen wie beabsichtigt am 20. Juli stattfinden.