Der Dow Jones ist am Donnerstag nach dem Rekorschluss vom Vortag etwas tiefer aus dem Handel gegangen. Die zuletzt verschmähten Technologietitel erfreuten sich hingegen einer gestiegenen Beliebtheit. Die Anleger hätten eine Flut von Konjunktur- und Unternehmensdaten abgewogen, sag- ten Händler. Auch Übernahmespekulationen machten erneut die Runde und beeinflussten die Kurse der betroffenen Unternehmen deutlich. Während der Dow Jones um 0,1 Prozent zulegte, gaben die Kurse an der Nasdaq um 0,3 Prozent nach.

An der Spitze des Dow Jones legten Merck & Co um knapp zwei Prozent zu. Medienberichten zufolge spricht der deutsche Bayer -Konzern mit dem US-Pharmariesen exklusiv über den Kauf des Merck- Geschäfts mit rezeptfreien Medikamenten. Die Leverkusener bereiteten sich auf einen Kaufpreis von 14 Milliarden US-Dollar vor, hieß es. Zuvor hatte sich der britische Pharma- und Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser aus dem Übernahmepoker zurückgezogen. Auf dem zweiten Platz im Dow gewannen Visa knapp zwei Prozent. Händler verwiesen auf ermutigende Quartalszahlen des Konkurrenten Mastercard. Der Kreditkartenanbieter hatte im ersten Jahresviertel den Gewinn deutlich gesteigert und die Erwartungen von Analysten übertroffen. Mastercard-Aktien selbst legten um knapp ein Prozent zu. Exxon Mobil gaben trotz eines weniger deutlich als befürchtet ausgefallenen Gewinnrückgangs im ersten Quartal als einer der schlechtesten Dow-Werte um knapp ein Prozent nach. Händlern zufolge bedroht die Ukraine-Krise die Aussichten des Öl-Riesen, mit Russland Geschäfte zu machen. Aktien des Branchenkollegen ConocoPhillips, der im abgelaufenen Jahresviertel mehr Gewinn eingefahren hatte als vom Markt erwartet, legten hin- gegen um knapp ein Prozent zu. Trotz des Feiertages in weiten Teilen Europa sorgten am Donnerstag auch Deutsche für Aufsehen an der Wall Street. Medienberichten zufolge bereitet der US-Mobilfunker Sprint ein Übernahmeangebot für die Telekom-Tochter T-Mobile US vor. Die Amerikaner scheint die Strategie des Unternehmens, Kundenwachstum mit Verlusten zu erkaufen, also nicht zu stören. Im ersten Quartal hatte T-Mobile US mit 1,3 Millionen festen Verträgen zwar mehr Kunden gewonnen als im vierten Jahresviertel und als von Analysten erwartet.. T-Mobile-Titel sprangen um gut acht Prozent nach oben, Sprint-Aktien legten um knapp drei Prozent zu. Am US-Arbeitsmarkt zeichnet sich ab, dass im April erneut knapp 200.000 neue Jobs entstanden sind. Darauf deuten die Komponenten der Einkaufsmanagerindizes ebenso wie die zuletzt immer geringere Zahl an Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe. Nach dem wetterbedingt schwachen Jahresbeginn ist mittlerweile wieder eine Größenordnung erreicht, bei der das Angebot an Arbeit ausreichend abgerufen wird und die Arbeitslosenquote zumin- dest stabil bleibt. Bereits im vergangenen Jahr waren im Durchschnitt gut 194.000 neue Stellen pro Monat geschaffen worden. Die Arbeitslosenquote reduzierte sich im Jahresverlauf dabei sogar überraschend deutlich von 7,9 % (Januar) auf 6,7 % (Dezember). Eine ähnliche Dynamik beim Rückgang der Quote ist in diesem Jahr indes unwahrscheinlich. So dürfte sich die Partizipationsrate stabilisieren: Die Zahl derer, die sich aus Frustration über die Chancenlosigkeit einer Stellensuche erst gar nicht mehr arbeitslos melden und die, welche neue Perspektiven sehen und an den Arbeitsmarkt zurückkehren, sollte sich in etwa die Waage halten. Zum Jahresende 2014 dürfte die Arbeitslosenquote bei 6,3 % liegen. Per Saldo lässt sich festhalten, dass die Unternehmen aufgrund der verbesserten konjunkturellen Lage wieder neue Arbeitskräfte einstellen. Dadurch sollte der Konsum gut unterstützt werden. Da in diesem Jahr auch von den Investitionen positive Impulse für das BIP-Wachstum zu erwarten sind, scheint trotz des schwachen Jahresauftaktquartals im Gesamtjahr 2014 ein BIP-Plus von rund 2 1⁄2 % möglich (2013: 1,9 %). Die US-Notenbank dürfte ihr „Tapering“ in diesem Umfeld wie geplant fortsetzen und die Anleihe- und MBS-Käufe im Schlussquartal dieses Jahres komplett einstellen. In der Eurozone lassen die Schnellschätzungen zu den Einkaufsmanagerindizes aus dem Verarbeitenden Gewerbe im April – mit Ausnahme Frankreichs – eine positive Entwicklung erwarten. So dürften die Umfragewerte im Berichtsmonat neben Deutschland u. a. auch in Italien und Spanien gestiegen sein. Vor diesem Hintergrund sollte sich die wirtschaftliche Erholung im gemeinsamen Währungsgebiet mit BIP-Quartalszuwachraten von 0,2-0,3 % im weiteren Jahresverlauf fortsetzen.